Für diejenigen, die es nicht wissen: Der Orden der Barden, Ovates und Druiden, oder kurz Obod, hat einen gewählten Oberhaupt – im englischen treffender mit „Chosen Chief“ betituliert. Der derzeitige Chosen Chief ist Eimear Burke, rechts im Bild, die Nachfolgerin von Philip Carr-Gomm. Philip ist derjenige, der den Orden 1988 wiederbelebt hat. Weniger bekannt sind jedoch die illustren Vorgänger dieser beiden Chiefs. In diesem Artikel geben wir euch einen kurzer Rückblick auf die Jahrhunderte der auserwählten Oberhäupter in der Geschichte des Ordens.
Soweit sich das feststellen lässt, können wir die Liste zumindest bis ins Jahr 1717 zurückverfolgen. Vor 1717 waren mehrere "Orden" oder Gruppen aktiv. Wer die auserwählten Häuptlinge seit 1717 waren, erfährt man aus den Schriften von Ross Nichols, der vor Philip Carr-Gomm der „Chosen Chief“ war. Wer waren laut Ross Nichols die auserwählten Chiefs?
1717-1722 John Toland
1722-1765 William Stukeley
1765-1771 Edward Finch Hatton
1771-1799 David Samwell
1799-1827 William Blake
1827-1833 Godfrey Higgins
1833-1874 William Carpenter
1874-1880 Edward Vaughan Keneally
1880-1906 Gerald Massey
1906-1909 John Barry O’Callaghan
1909-1946 George Watson MacGregor-Reid
1946-1964 Robert A.F. Macgregor-Reid
1964-1975 Philip Peter Ross Nichols
1975-1988 John Brant
1988-2020 Philip Carr-Gomm
2020- Eimear Burke
Seit dem 6. Juni 2020 ist Eimear Burke als erste Frau Chief des Ordens der Barden, Ovaten und Druiden. Mehr über sie erfährst Du auf der Website des Ordens, in unserem Interview mit ihr, auf ihrer eigenen Website und natürlich über ihre "fireside chats" auf Youtube. Aber gehen wir doch einmal zurück an den Anfang - wer war dieser erste Chosen Chief John Toland?
John Toland (* 30. November 1670 in London; † 11. März 1722 ebenda) war ein irisch-britischer Philosoph und Theologe. Er studierte an den Universitäten Glasgow, Edinburgh und Leiden und hat daher auch "niederländische Wurzeln"- interessant, da das moderne Druidentum besonders in den Niederlanden sehr populär ist. Er wurde 1670 auf der Halbinsel Inishowen in der nördlichen Grafschaft Donegal in Irland geboren. Es wird aber auch ein anderer Ort genannt, an dem er geboren worden sein soll: Ardagh, eher im Süden Irlands.
Zu seiner Zeit war Toland eine ziemlich umstrittene Figur. Er gilt als Philosoph des Materialismus, eine Philosophie dessen, was man heute Positivismus nennen würde. Er war nacheinander Katholik, Protestant, Latitudinarier (kurz gesagt, eine Philosophie der Toleranz in religiösen Angelegenheiten) in den Niederlanden, ein Sconianer (die Jesus als Mensch, nicht als Gottes Sohn sehen) und ein Deist (Gott wird als transzendente Ursache der Naturgesetze definiert), bevor er sich der sogenannten Philosophie des Materialismus widmete. Man erklärte diese Philosophie als "alles ist Materie" und "alles ist Bewegung", basierend auf der Natur, die beides hatte. Er betrachtete die Vernunft, den menschlichen Geist, als das wahre erste Naturgesetz. Für ihn war die Vernunft eine Form der Göttlichkeit im Menschen.
Toland glaubte an zwei Arten der Wissensvermittlung. Eine für das Volk und die andere als Geheimnis für "das Privatzimmer für Männer von vollkommener Ehrlichkeit und Sorgfalt". Tolands Ausgangspunkt war, dass das Universum im Wesentlichen ein Intellekt in Bewegung ist. Dieser Intellekt war ihm wichtig. Für Toland war Materie auch organische Materie. Darin unterscheidet er sich von vielen anderen Philosophen; Samen von allem sind für ihn die Essenz, ob Samen als Ideen oder als Samen in der Natur; Alles ist für ihn Natur. Dies ist ein Konzept, das uns nicht unbekannt ist. Es ist auch eine Grundlage der Druidenlehre, in der die Samen des Wissens, also wesentliche lebendige Konzepte, die im Herzen des Menschen Wurzeln schlagen, eine wichtige Rolle spielen.
Toland schrieb Hunderte von Büchern, von denen die meisten der Kritik an kirchlichen Institutionen gewidmet sind. Sein Buch "Das Christentum ist nicht geheimnisvoll" löste in allen orthodoxen Kreisen einen Sturm der Kritik aus. 1697 wurde dazu aufgerufen, dieses Buch zu verbrennen. In diesem Buch stellt er unter anderem fest, dass alle Offenbarungen menschlich sind und dass das, was nicht verständlich ist, als Unsinn zurückgewiesen werden sollte.
Toland galt als Pantheist, er sah Gott in vielen Formen. Der Begriff Pantheismus stammt von ihm. Er engagierte sich in einer Gruppe von Pantheisten, mit denen er 1717 den Ancient Druid Order gründete. Sein Konzept des antiken Druidentums hat viele Ähnlichkeiten mit dem, was wir heute über das (historische?) Druidentum wissen. Der Ancient Druid Order wurde 1964 in zwei Gruppen gespalten, die beide immer noch existieren: The Druid Order und der Orden der Barden, Ovaten und Druiden. Und das war der Beginn des modernen Druidentums.
Quelle: u.a. The book of Druidry, Ross Nichols
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